Die Zeit der Oberklasse-Limousinen in den späten 80er und frühen 90er Jahren habe ich sehr intensiv miterlebt. Ich erinnere mich auch noch gut an die Einführung des Peugeot 605 (der Prospekt liegt noch im Schrank). Er erschien 1989 praktisch zeitgleich mit dem Citroën XM, dessen Entwicklung parallel lief und mit dem der 605 sich die Plattform und einige Motoren teilte. Für mich war der 605 in der französischen Oberklasse die klassischere Alternative zum extravaganten XM, weswegen er mir damals besser gefiel. (Heute wäre ich mir nicht mehr so sicher, welcher mir als Klassiker lieber wäre – vielleicht doch der zeitgeistigere XM…🤔)
Mit dem 605 erschien nach einigen Jahren Pause endlich wieder ein Oberklasse-Peugeot. Das Design kam von Pininfarina, vermutlich besteht deswegen auch eine gewisse Ähnlichkeit zum Alfa 164, die sich besonders von der Seite und von hinten offenbart. Und kaum erschienen, wurde der 605 im Blockbuster „Ronin“ auch zum Darsteller im Hollywood-Kino!Besonders preisgünstig war der 605 übrigens nicht. Ein Blick in die deutsche Preisliste von 1993 offenbart für den Peugeot 605 SV 3.0 mit dem 167 PS starken Dreiliter-Zweiventil-V6 einen Preis von 56.990 DM. Zum Vergleich: Ein BMW 525i mit dem 192 PS starken 2,5-Liter-Vierventil-R6 kostete 59.600 DM, ein 150 PS starker 520i nur 50.300 DM. Man musste den Peugeot schon wirklich wollen, um da nicht doch zum 525i zu greifen!
Was gibt der Markt heute her?
Der Citroën XM war im Vergleich zum 605 der größere Erfolg. Vom XM wurden von 1989 bis 2000 laut Wikipedia weltweit 333.405 Exemplare verkauft, vom 605 dagegen nur 254.461 Fahrzeuge – rund ein Viertel weniger. Heute scheint der 605 in Deutschland fast völlig aus dem Straßenbild verschwunden zu sein. Während ich hin und wieder noch einen XM sehe, wüsste ich nicht, wann ich in den vergangenen Jahren mal einem 605 begegnet wäre.
Das spiegelt sich im Markt wieder: Das Angebot ist in Deutschland, vorsichtig formuliert, übersichtlich. Stand heute lässt sich die folgende Zahl an Inseraten zählen:
Wer eine große Auswahl sucht, muss also in Frankreich aktiv werden!
Zwei interessante Inserate (in Deutschland)
Von den wenigen deutschen Angeboten haben mir die folgenden zwei am meisten zugesagt.
Der Buchhalter aus erster Hand: Peugeot 605 2.1 SRDT
Beim SRDT handelt es sich um die Basisausstattung („SR“, gegenüber dem teureren SV) mit Turbodiesel (DT). Hier kam der 2,1 Liter-Turbo mit Dreiventiltechnik und 109 PS zum Einsatz, den es baugleich auch im XM gab. Es ist ein frühes Modell mit Erstzulassung 1991 und einer (laut Inserat) überschaubaren Laufleistung von 155.000 Kilometern. Besonders reizvoll finde ich die Tatsache, dass dieser eher bescheidene 605 über mehr als 30 Jahre nur einen Besitzer mit Jahrgang 1932 hatte. Man kann vermuten, dass hier ein Auto über mehr als 30 Jahrzehnte sehr wertgeschätzt und gepflegt worden ist.
(Bildquelle: mobile.de)
Von der damaligen Aufpreisliste wurden immerhin das elektrische Glas-Schiebedach und die Metalliclackierung geordert. Elektrische Fensterheber vorne und die ZV-Funkfernbedienung hat er auch, die gehörten aber beim 605 schon zum Standard.
Dieser 605 hat beim Händler in Köln aktuell noch einen Preis von…
Er ist damit kein Schnäppchen, aber man bekommt einen sehr seltenen, komfortablen und mutmaßlich robusten Youngtimer.
Der Luxuriöse: Peugeot 605 SV 3.0 V6 von 1994
Darf es etwas mehr sein? Beim SV handelte es sich um die gehobene Ausstattungsversion, die hier zusammen mit dem 3-Liter-V6-Motor mit 167 PS zum Einsatz kommt. Dazu wurden Optionen wie helles Nappaleder, Automatikgetriebe, Klimaautomatik und elektrische Sitzverstellung geordert. So würde ich mir auch meinen 605 vorstellen 😊
Dieses Fahrzeug von 1994 hat laut Inserat nur 118.000 km gelaufen und kostet aus privatem Vorbesitzer noch…
(Bildquelle: mobile.de)
Was kam bei Peugeot nach dem 605 noch?
Der 605 war übrigens nach vielen Jahrzehnten das letzte Peugeot-Modell, das noch einen würdigen Oberklasse-Nachfolger bekam. Im Jahr 2000 begann die Produktion des Peugeot 607, der mit einer Länge von 4,90 Metern und (optionalen) V6-Motoren (sowohl Benziner als auch Diesel) auch der Oberklasse zuzuordnen war. Bei seinem Produktionsende 2010 waren noch Pläne im Gespräch, einen Peugeot 608 aufzulegen, das ist aber nie erfolgt. Der 607 war damit auch der letzte Peugeot mit der klangvollen 6 an erster Stelle der Modellbezeichnung.
Bemerkenswert ist Stand heute übrigens das niedrige Preisniveau des Peugeot 607. Da finden sich vereinzelt durchaus gut gepflegte V6-Modelle der letzten Serie für unter 4.000 Euro.
Heute gibt es immerhin noch den Peugeot 508, der mit 4,75 Meter bis auf 1,5 cm an den 605 (der 4,765 Meter lang war) herankommt. Das ist insofern bemerkenswert, als dass die anderen Marken im Stellantis-Konzern selbst ein solches Modell (anders als in den 90er Jahren) nicht mehr vorweisen können. Bei Citroën, Renault, Alfa Romeo oder Lancia gibt es heute keine Limousine der oberen Mittelklasse mehr im Angebot (statt Citroen gibt es natürlich DS). So haben sich die Zeiten geändert!
Insgesamt ist der Peugeot 605 für mich ein interessanter Youngtimer aus der Oberklasse der 90er Jahre. Zur Ersatzteilversorgung kann ich nicht viel sagen – es könnte helfen, dass die Technik unter dem Blech in großen Teilen mit anderen Modellen wie dem XM geteilt wurde. Bei Innenraumteilen könnte es mutmaßlich schwieriger werden.
Wie seht Ihr den Peugeot 605? Habt Ihr vielleicht sogar Erfahrungen mit diesem Modell? Wie immer freue ich mich über Eure Kommentare unter dem Beitrag!