Oft werden Youngtimer als Liebhaberfahrzeuge gefahren und nur für Ausfahrten in der Freizeit aus der Garage geholt. Viele Youngtimer sind aber so modern, komfortabel und luxuriös, dass sie sich doch eigentlich bestens jeden Tag fahren ließen. Worauf muss man sich einstellen, wenn man zum Beispiel einen VW Phaeton im Alltag nutzt?

Mein Bruder Markus hat sich 2020 einen VW Phaeton V6 TDI 4motion gekauft, den er seitdem im Alltag nutzt. Seine Erfahrungen mit dem Luxus-VW teilt er in diesem Beitrag mit uns. 

Ich habe vor vier Jahren einen VW Phaeton V6 TDI 4motion gekauft und fahre ihn bis heute täglich

Wann und wo habe ich den Phaeton gekauft?

>>Ich habe vor vier Jahren nach einem komfortablen, luxuriösen Auto für den Alltag gesucht. Ich habe mich dabei besonders für Modelle interessiert, die altersbedingt „unter Wert“ gehandelt werden. Bei einem Youngtimer-Händler in der Nähe von Mönchengladbach bin ich dann auf diesen VW Phaeton V6 TDI 4motion gestoßen. Er stammt aus dem Jahr 2007 und hatte damals nur 100.000 km gelaufen. Seine Historie machte einen sehr seriösen Eindruck – der Erstbesitzer war ein Juwelier aus Bremen, danach hat eine ältere Dame den Phaeton gefahren.

Mein Phaeton steht auch heute – im Alter von 17 Jahren und mit nun genau 200.000 km Laufleistung – optisch noch gut da!

Nach kurzer Verhandlung habe ich vor vier Jahren dann gut 10.000 Euro für das Auto bezahlt. (Mein Gefühl ist, dass ein Phaeton V6 TDI in dieser Konfiguration heute schon ein Stück teurer wäre!)

Ich war spontan begeistert von der Kombination aus Luxus, Technik und relativer Effizienz (dank TDI-Motor) für einen vergleichsweise niedrigen Preis. Ich war natürlich auch gespannt, wie die Unterhaltskosten sich entwickeln würden – insbesondere, was Reparaturen angeht.

Für mich ist besonders die Rückansicht des Phaeton stilistisch sehr gut gelungen.

Stand heute hat mein Phaeton exakt 200.000 km gelaufen, ich habe also in den vier Jahren ziemlich genau 25.000 km pro Jahr mit ihm zurückgelegt.

Was schätze ich an meinem Phaeton?

>>Der Phaeton zeichnet sich besonders durch seine Qualität im Detail in Verbindung mit einem Fahrkomfort aus, der auch nach heutigen Maßstäben noch top ist. Im Interieur kann man sich an vielen hochwertigen Details erfreuen, denen man ihre 200.000 km nicht anmerkt. Dabei hilft natürlich die ziemlich komplette Fülle an Sonderausstattungen meines Phaeton, auf die ich gleich noch eingehe.

Das Cockpit des Phaeton durfte der Höhepunkt der Schalter gewesen sein, bevor die Touchdisplays Einzug gehalten haben – dank Vollausstattung ist die Fülle an Schaltern und Funktionen auch heute noch beeindruckend!

Für die Qualität des Phaeton spricht auch die Tatsache, dass nach 17 Jahren und 200.000 km nichts knistert oder klappert, wenn man über unebene Straßen fährt – das ist schon beeindruckend. Mit dem V6-TDI verfügt er über 233 PS, mit denen man in Verbindung mit der 6-Gang-Automatik auch heute noch gut motorisiert ist. Er ist kein Rennwagen, aber er erreicht ohne Anstrengung Reisegeschwindigkeiten von 180 km/h und mehr.

Auf der Mittelkonsole thront der Wählhebel meiner 6-Gang-Automatik, der in meinem Phaeton mit Leder, Klavierlack und einem V6-Logo veredelt wurde. Dank Keyless Go starte ich den Phaeton mit dem Start-Stop-Knopf links neben der Automatik, solange der Schlüssel irgendwo im Phaeton ist.

Auch der Verbrauch geht für mich absolut in Ordnung. Über die letzten 90.000 Kilometer komme ich auf einen Durchschnittswert von 9,5 Litern pro 100 km – das find ich angemessen.

Über die letzten 90.000 Kilometer komme ich auf einen Verbrauch von 9,5 l/100km – das passt!

Und ich habe heute noch große Freude daran, wie leise der Phaeton auch mit Diesel über die Straße schwebt, nicht zuletzt auch dank seiner Doppelverglasung. Der V6 TDI bleibt im Teillastbereich ganz dezent im Hintergrund und gibt sich akustisch kaum als Diesel zu erkennen. Man vernimmt ein sonores Brummen, wie es durchaus typisch ist für Sechszylindermotoren.

Der Phaeton ist verdammt leise, unter anderem dank der Doppelverglasung. Nettes Detail: Es gibt in den Türen Luftduschen gegen beschlagene Scheiben, die über individuelle Schalter ein- und ausgeschaltet werden.

Auch heute noch liegt der Phaeton bei hohen Geschwindigkeiten ruhig auf der Autobahn, man hört wenig Windgeräusch, es klappert oder knistert nichts. Das hätte ich beim Kauf so nicht erwartet.

Über welche Besonderheiten verfügt mein Phaeton?

>>Wie eingangs erwähnt ist die Ausstattung meines Phaeton erfreulicherweise ziemlich komplett. Viele der Ausstattungsdetails sind auch deswegen interessant, weil es beim Phaeton dank „VW Individual“ viele Möglichkeiten des Customizing gab. (Wer heute nach gebrauchten Modellen sucht, stößt nach wie vor auf eine dementsprechend große Vielfalt an Features und Farben – deswegen ist die Suche nach dem „richtigen“ Phaeton aus meiner Sicht besonders interessant! 😊)

VW Individual hat eine Reihe an reizvollen (und teuren) Sonderausstattungen für den Phaeton bereitgestellt. Wenn ein Phaeton darüber verfügt – so wie meiner – dann lässt sich das unter anderem an den Einstiegsleisten in den Türen erkennen.

Auf den vorderen Seiten der Karosserie trägt mein Phaeton auch die VW Individual-Plakette. An dieser Plakette lässt sich die sog. „Lederausstattung Volkswagen Individual“ erkennen, bei mir ausgeführt in „Leder Teak“ mit „Keder Anthrazit“. (Die Farbvielfalt der für den Phaeton damals verfügbaren Individual-Leder war übrigens klasse!)

Blick in das Phaeton-Interieur mit Individual-Leder Teak und Keder Anthrazit
Die VW Individual-Plakette an den Seitenteilen weist auf die sog. „Lederausstattung Volkswagen Individual“ hin

Schön ist auch das „Alcantara-Paket VW Individual“, dank dessen Dachhimmel, Dachpfosten und Sonnenblenden komplett mit Alcantara bezogen wurden. Das ergänzt sich gut mit dem komplett in Leder bezogenem Armaturenbrett.

Mein Phaeton verfügt auch über das sog. „Alcantara-Paket VW Individual“, bei dem Dachhimmel, Dachpfosten und Sonnenblenden komplett mit Alcantara bezogen wurden.

Im Fond verfügt mein Phaeton über die Einzelsitze mit 10-Wege-Verstellung (!) hinten. Zu diesen Verstellmöglichkeiten gehören auch eine Memory-Funktion, Sitzheizung, Massagefunktion, Cupholder und individuell definierbare Klimazonen im Fond (wo gibt es das sonst alles im Fond?).

Chefsessel oder (wie bei mir) Kinderspielplatz: Mein Phaeton ist ein Viersitzer und verfügt im Fond über Einzelsitze mit einer langen Liste an Funktionen. Damaliger Mehrpreis für den Viersitzer: 11.700 Euro…

Dazu kam gesondert noch der Kompressor-Kühlschrank von VW Individual mit 17,5 Litern Volumen. Der alleine kostete damals 2.090 Euro Aufpreis (und funktioniert auch heute noch einwandfrei).

Zwischen den Rücksitzen versteckt sich unter einer (natürlich mit Leder bezogenen) Klappe der Kompressor-Kühlschrank von Volkswagen Individual mit 17,5 Litern.

In allen diesen Details strahlt der Phaeton sehr deutlich aus, woran es dem damaligen VW-Chef Ferdinand Piech gelegen war – die technologisch führende Luxuslimousine zu bauen…

Wie robust war die Technik und welche Reparaturen waren erforderlich?

In Kurzform ist die Antwort einfach: Die Technik hat sich als robust erwiesen. Im Rückblick waren die erforderlichen Reparaturen nicht dramatisch.

Mit dem V6-TDI bin ich im Alltag sehr zufrieden. Am Motor musste ich nur den Ladeluftkühler reparieren und kürzlich die Einspritzdüse des fünften Zylinders erneuern lassen, alles andere fällt in die Kategorie „Regelintervalle“!

Bei der Probefahrt gab es allerdings doch noch ein paar Punkte, die mir glücklicherweise vor dem Kauf aufgefallen sind. Der Händler hat sich dann noch um die Behebung der folgenden Mängel gekümmert:

  • Keyless Go war ohne Funktion
  • Fernbedienung der Standheizung funktionierte nicht 
  • Zuziehhilfe an der Fahrertür war ohne Funktion 
  • Der Fensterhebermotor in der Fahrertür musste ersetzt werden 

Alles das hat der Händler dann glücklicherweise noch vor dem Kauf reparieren lassen – das waren immerhin Reparaturen von über 1.000 Euro!

Auch die Servoschließung der Türen („Softclose“) funktioniert einwandfrei – allerdings musste diese Funktion an der Fahrertür nach dem Kauf erstmal vom Händler instand gesetzt werden
Die (damals ebenfalls aufpreispflichtige) Gepäckraumklappe mit automatischer Öffnung und Schließung funktioniert auch im Jahr 2024 noch tadellos – auch hier ist die Mechanik sehr ordentlich dimensioniert!

In den vier Jahren und 100.000 km meiner Nutzung haben sich die Werkstattrechnungen tatsächlich im Wesentlichen auf die typischen Wartungsintervalle beschränkt. Außerhalb von Ölwechseln, Reifen und Glühkerzen sind lediglich folgende Reparaturen erforderlich gewesen:

  • Der ESP-Sensor hinten rechts musste erneuert werden (ca. 180 Euro)
  • Der Fensterheber in der Fahrertür wurde instand gesetzt (ca. 650 Euro)
  • Die Gasentladungslampen vorne wurden erneuert und der Ladeluftkühler repariert (ca. 500 Euro)
  • Die zweite Batterie wurde erneuert (ca. 140 Euro)
  • Die Einspritzdüse des fünften Zylinders wurde erneuert (ca. 150 Euro)

Aus meiner Sicht geht das sehr in Ordnung. Sogar die adaptive Luftfederung funktioniert nach wie vor einwandfrei. Allerdings riet mir meine Werkstatt, die Höhenverstellung der Karosserie nicht unnötig zu nutzen, da dies die hydraulischen Dämpfer stresse. Seitdem lasse ich lieber die Finger von der Höhenverstellung…

Die Härte der Dämpfung in der Luftfederung lässt sich beim Phaeton über das zentrale Display verstellen
Der rechte Schalter in der Reihe betätigt die Höhenverstellung der Karosserie, die ich aber nicht mehr nutze, um die Luftfederung nicht unnötig zu stressen
Die Xenon-Brenner habe ich bereits erneuern lassen. Leider sieht man aber auch den Licht-Abdeckungen aus Kunststoff ihr Alter an.
Der Schlüssel ist nur ein „normaler“ VW-Schlüssel, der nach 17 Jahren Gebrauch zwar noch tadellos seinen Dienst verrichtet, aber etwas mitgenommen aussieht.

Stand heute steht mein Phaeton fast fehlerfrei da. Es gibt lediglich zwei Funktionen, die nicht funktionieren und die ich noch nicht habe reparieren lassen. Diese sind das Kurvenlicht (der Bordcomputer erinnert mich bei jedem Start daran, dass das gerade nicht funktioniert) sowie die Standheizung. Beides müsste ich demnächst mal angehen, dringend ist es aber für mich nicht.

Das Fazit

Für mich trägt der Phaeton das Prädikat „sehr empfehlenswert“, wenn man Freude an Technik hat! Bis heute genieße ich jede Fahrt in diesem Fahrzeug. Besonders seine Verarbeitungs- und Materialqualität sind wirklich klasse. Natürlich kostet der Unterhalt etwas mehr als bei einer modernen Mittelklasse-Limousine, aber zumindest bei mir war es alles in allem tragbar.

Es könnte allerdings sein, dass ich nochmal schwach werde und meinen Phaeton eintausche – gegen einen jüngeren aus den letzten Jahren 2014-2016. Da gibt es noch tolle Autos mit exklusiven Farbkombinationen und wenig Kilometern im Angebot… 😇

PS: Es gibt aus den letzten Wochen einen sehr netten Podcast aus der Serie „Future Classics“ über den Phaeton, bei dem sich das Reinhören lohnt. Unter diesem Link findet man die Folge!

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