Das Coupé der S-Klasse-Baureihe W126 ist in den Augen vieler Liebhaber eines der gelungensten Mercedes-Modelle der 1980er Jahre. Dieser Aussage kann ich mich völlig anschließen. Und nach einer Probefahrt mit diesem Mercedes 420 SEC mit einem guten Freund (der eigentlich schon vor der Probefahrt zum Kauf entschlossen war) finde ich sie umso mehr bestätigt.
Es handelt sich übrigens um ein selten anzutreffendes Modell: Vom 420 SEC wurden insgesamt nur 3.680 Stück gebaut. Er gehört damit zusammen mit dem kurzen 560 SE und dem 300 SD/SDL zu den seltensten W126-Varianten (Quelle: Wikipedia). Stand heute sind in Deutschland nur noch wenige dieser Modelle auf der Straße anzutreffen. Zugelassen sind laut Statistik des Kraftfahrtbundesamtes im Januar 2021 noch 111 Stück des 420 SEC, um genau zu sein.
Wenn der 420 SEC dann noch in Almadinrot met. daherkommt, sind wir nahe an einer „blauen Mauritius“.
Bevor es losgeht, starten wir mit einem Blick auf die Fahrzeug-Konfiguration anhand der VIN-Nummer: Das Auto wurde im Januar 1989 produziert und an seinen Erstbesitzer (einen Kieswerk-Besitzer aus dem Großraum Kiel) ausgeliefert. Besagter Erstbesitzer hat seinen SEC gut, aber nicht überbordend ausgestattet. Ledersitze, Sitzheizung, elektrisches Schiebedach, Becker-Radio und einige weitere Optionen sind an Bord.
Auf „unnötigen Ballast“ wie z.B. eine Klimaanlage konnte er verzichten. Das Auto kommt eben aus einer Zeit, in der es noch üblich war, sich entweder für ein Schiebedach oder für eine Klimaanlage zu entscheiden. Übrigens hat der Erstbesitzer seinen schönen, neuen Mercedes damals selbst im Werk Sindelfingen abgeholt, wie ein Blick in das im Handschuhfach befindliche Scheckheft zeigt.
So steht er heute da und präsentiert sich in einem beeindruckend schönen Zustand. Der Händler hatte das Fahrzeug bereits seit Februar 2022 inseriert, den Preis bis heute aber sukzessive von 38.960 auf 29.800 Euro reduziert.
Los geht es – erster Eindruck: Der Kilometerstand von 62.000 km wird durch Scheckheft und Rechnungen belegt, erscheint aber auch angesichts des Zustands plausibel. Karosserie und Innenraum sind nahezu makellos erhalten.
Zweiter Eindruck: Der V8-Motor säuselt beim Anfahren und Beschleunigen kaum hörbar. Gut nachvollziehbar, dass diese Motorvariante in damaligen Testberichten immer als die seidigste von allen W126 galt. Die Karosserie zeigt sich noch fast so verwindungssteif wie bei einem Jahreswagen, nichts knistert oder klappert, und das nach über 30 Jahren.
An warmen Sommerabenden wie heute zeichnet sich das Coupé durch die wunderbare Eigenschaft aus, dass sich alle Scheiben vollständig und ohne B-Säule versenken lassen. Zusammen mit dem offenen Schiebedach entsteht ein wirklich offenes Fahrgefühl.
Werfen wir einen Blick in den Innenraum. Mich begeistern sowohl der Zustand als auch die W126-typische Ästhetik, der die Balance zwischen Solidität, Praktikabilität und Luxus so wunderbar gelingt.
Dieses Modell wurde ohne den damals noch aufpreispflichtigen Airbag geordert, so dass sich im Interieur noch das „klassische“ Mercedes-Lenkrad findet.
Auch die Mittelkonsole zeigt sich mit einem noch fast makellosen Holz, genau wie das schwarze Leder. Auf der Rückbank präsentiert sich das Leder noch so mattschwarz erhalten, als habe dort noch nie jemand gesessen – bei einem Coupé ja durchaus vorstellbar.
Und der Komfort setzt sich fort, wenn der Motor gestartet wird: Zwei Gutbringer links und rechts versorgen Fahrer und Beifahrer mit dem Gurt, ohne dass diese sich nach hinten drehen müssten. Sobald der Gurt eingesteckt ist, zieht sich der Gurtbringer genauso lautlos auch wieder zurück.
Die Dokumentation im Handschuhfach ist noch komplett vorhanden – das eingangs erwähnte Scheckheft, Bedienungsanleitungen, bis hin zum Anhänger, der seinerzeit bei der Fahrzeugübergabe mit einem kleinen Faden am Lenkstockhebel hing. Damit wurde der Fahrer instruiert, seinen neuen Mercedes in den ersten 1.500 km „schonend, jedoch zügig“ einzufahren. Ein nettes Stück Zeitgeschichte!
Kann man bei so einem Auto nein sagen? Nein, kann man nicht – der 420 SEC wurde gekauft (nein, trotz aller Euphorie nicht von mir, sondern von besagtem guten Freund) und ist nunmehr auch frisch zugelassen, wie das letzte Bild dieses Beitrags zeigt.
Da kann man nur noch viel Freude mit diesem schönen Fahrzeug wünschen!
Wie ist Eure Sichtweise zum W126-Coupé? Ich freue mich über Anregungen und Erfahrungen im Kommentarfeld unter dieser Seite!
Hammer, Glückwunsch an den neuen Besitzer. In dem Zustand, mit der Laufleistung – klasse!
Das Interieur erinnert mich an meinen W124, einfach toll!